Mittwoch, 8. September 2010

Kegelpendeluhr - Technische Beschreibung



Sekundenkegelpendeluhr mit hoher Ganggenauigkeit

Beschreibung des Aufbaus

Das Pendel ist an einem Stahlfaden von 10mm Länge und 1mm Durchmesser an einem
gusseisernen Winkel befestigt, der mit einer Stahlplatte von 18 x 12 cm verschraubt ist,
diese ist ihrerseits mit der Zimmerwand verdübelt. Auch der Uhrenkasten mit dem
Uhrwerk wird von dieser Platte getragen. Ein Stahlfaden als Pendelaufhängung erwies sich am günstigsten, nachdem Versuche mit einem Federkardan oder einer kardanischen
Schneidenaufhängung fehlschlugen. Das Pendel ist temperaturkompensiert, es handelt
sich hier um ein Pendel einer Präzisionssekundenpendeluhr der Fa. Siemens, das vor dem Verschrotten gerettet werden konnte (das Uhrwerk leider nicht). Am Pendel wurde die Linse durch einen gleichgewichtigen vernickelten Stahlzylinder ersetzt.

Das auf dem Boden des Kastens stehende Uhrwerk wird von einem Schnurantrieb nach
Huygens angetrieben. Um die Fallhöhe des Uhrenkastens zu nutzen, war eine Umlenkung
des Antriebs nach oben notwendig. Der Aufzug erfogt sebsttätig ca. zweistündlich mittels eines kleinen Elektromotors. Für die Seile wurde geflochtenes chirurgisches Nahtmaterial
(Fa.Ethicon, Mersilene 4x0) verwendet Alle Zapfen sind in Rubinen gelagert. Auf eine
betonte Ausschenkelung der Zahnräder wurde verzichtet, da der Lauf des Werkes nicht
durch einen rhytmischen Gangregler gebremst bzw. beschleunigt wird. Im Grunde handelt
es sich um einen feinmechanisch anspruchslosen Aufbau. Die innere Reibung des Werkes ist offensichtlich sehr gering, eine Monozelle zum Antrieb des Motors ist auch nach vier Jahren noch nicht erschöpft.

Da nach dem Kegelpendelgesetz auch der Pendelausschlag in die Schwingungszeit eingeht, wurde der Ausschlag mit einem modifizierten Regler nach Asmus – Bremsrädchen aus dünnem Bronzeblech mit nur einem Flügel/Mitnehmer - begrenzt. Der Ausschlag – als Abweichung von der Senkrechten - beträgt so weniger als 30 Bogenminuten, die Variation
von freier zu gebremster Schwingung ca.eine Bogenminute. Der Regler hat zusätzlich die Funktion, die Neigung des Systems zu verhindern, mit der Zeit (durch die Corioliskraft?) eine ellipsenförmige Schwingung anzunehmen. Während der gebremsten Umdrehung – d.h. ca.
jede zweite oder dritte - wird das Pendel auf eine Kreisbahn zurückgeführt. Durch eine nicht zur Antriebsachse koaxiale Anordnung des Bremsrädchens wird erreicht, dass die gebremste Drehung, falls eingeleitet, immer mindestens 360 Grad beträgt. So konnte die tägliche Gangabweichung unter einer Sekunde gehalten werden, vermutlich ist sie noch erheblich geringer, nach letzten Beobachtungen zeitweise ca. 1/10 sec..

Das in meinen Augen Besondere an dieser Uhr ist die Geräuschlosigkeit des Werkes und die
kontinuierliche Drehung der Zeiger - so wie die Zeit eben abläuft.

Kegelpendeluhr - die Story





Unter meinen Freunden gibt es einen Uhrenliebhaber, ich nenne ihn mal Chronos. 


C. zeigte mir kürzlich seine Präzisionskegelpendeluhr, die er vor 30 Jahren konstruiert hat. Er würde sich darüber freuen, wenn sein Werk einem größeren Publikum auf
diesem Weg vorgestellt werden könnte. 

Wie er mir berichtet, wurde er hierzu angeregt durch zwei ähnliche Uhren, die er 1975 im Museum „Arts et Metiers“ in Paris sehen konnte. Das Museum ist auch für seine Uhrensammlung berühmt.
Der Bau und der Probelauf der Uhr zog sich über acht Jahre hin. Seine Frau hätte ihn
dabei immer unterstützt; sie ist die Tochter eines Uhrmachers. „Noch einmal könnte ich so etwas nicht“, meinte er nach der Besichtigung zu mir.
Mich haben Schönheit und Lautlosigkeit dieses mechanischen Kunstwerks gleich in
Bann geschlagen.